hhk-logo-small

Ihre Sucheingabe

[naviPost_search]

„Wir wollen immer digitale Mittel nutzen, aber wir müssen in der Lage sein, das Analoge zu betreiben.“

Intensives Gespräch zwischen Oberst i. G. Rainer Beeck und Oberst a. D. Michael Horst. (Foto Horst)
Login für Abonnenten

Erhalten Sie jetzt einen Zugang zu den Magazinen von Hardthöhenkurier:

Partner unsere Sonderpublikationen

AFCEA Sonderpublikationen

Oberst i.G. Rainer Beeck, Chief Digital Officer des Deutschen Heeres für landbasierte Operationen, Kommando Heer

Welchen Herausforderungen sieht sich der Chief Digital Officer des Heeres und landbasierter Operationen zurzeit gegenüber?  Die Digitalisierung der Landstreitkräfte ist eine Herausforderung, über die wir uns alle im Klaren sind, die seit Jahren auf dem Tisch liegt und die ein Aufholwachstum, so würde ich es mal nennen, benötigt. Wo haben wir aber wirklich investiert, in Technik, in Ausbildung, aber eben auch in Gehirnschmalz für neue Konzepte? Wir haben auch heute noch Funkgeräte, die im Grunde genommen einen Entwicklungsstand der späten 1970er- bzw. der frühen 1980er-Jahre haben. Die analogen Funkgeräte sind zwar durchaus robust und bewährt, aber sie sind durch ihr schieres Alter abgenutzt und natürlich nicht mehr State of the Art, insbesondere mit Blick auf Bandbreite bei der Datenübertragung und Störsicherheit.

Kurzum, der Engländer würde sagen: What keeps me awake at night? Das ist die Division 25, die wir zurzeit nicht mit dem ausstatten können, was State of the Art wäre, nämlich mindestens mal digitale Funkgeräte und digitale Anzeigegeräte, um in der Lage zu sein, das, was Digitalisierung an Mehrwert erzeugt, auch auf die Straße zu bringen und der Truppe zur Verfügung zu stellen. Dass dies hier jetzt alles keine Theorie mehr ist, zeigt uns der Konflikt, der knapp 1.500 km von hier entfernt tobt. Wir müssen in der Lage sein, vor allem für die Landes- und Bündnisverteidigung modern ausgerüstete, gut ausgebildete und schlagkräftige Streitkräfte als Abschreckungspotenzial tatsächlich auch zur Verfügung zu stellen Welche Rolle spielt die Künstliche Intelligenz (KI) bei der Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO)? Noch spielt KI in dem, was wir jetzt schnell umsetzen wollen, keine Rolle. Aber sie wird zukünftig eine Rolle spielen, weil wir natürlich schon überlegen: Wie können wir im Rahmen von Konfigurationseinstellungen, im Rahmen von Netzkonfigurationen und anderen Dingen wie IP-Adressenverteilung etc. zukünftig KI auch nutzbar machen? Steuerung des Datenverkehrs, Frequenzen, da gibt es genug Möglichkeiten, auch automatische Übersetzungen, Spracheingabe, Sprachausgabe.

Mit der Umsetzung von D-LBO basic, das wir jetzt vor allem für die Division 25 auf die Beine stellen, wird KI noch nicht zur Anwendung kommen und das ist auch nicht nötig. Künstliche Intelligenz könnte uns in ganz anderen Fällen helfen, zum Beispiel bei der Detektion von Fahrzeugen oder der Auswertung von Aufklärungsergebnissen, um die entstehenden Massendaten zu verarbeiten. Ein Beispiel: Sie klären mit einer Drohne ein gegnerisches Gefechtsfahrzeug auf und die Drohne ist mittels KI innerhalb von einer Millisekunde in der Lage auszuwerten, was für ein Fahrzeug das ist. Beispielsweise ein Schützenpanzer BMP1 mit folgenden Hoheitsabzeichen, verbunden mit dem Vorschlag, mit welchen Mitteln das Fahrzeug bekämpft werden könnte. Im Rahmen des Beispiels legt das Rüstungsprogramm D-LBO die Grundlagen, es ist das zentrale Übertragungsmedium, weil diese Daten dann übermittelt und in das Data Management System eingegeben werden müssten.

Wie ist der aktuelle Sachstand bei der Umsetzung des Programms „Digitalisierung landbasierter Operationen”? Als allererstes ist es mir wichtig, dass ich hierbei nicht für das Heer spreche, sondern für die Landstreitkräfte. Das, was wir bei Digitalisierung landbasierter Operationen machen, schließt immer sämtliche landbasierten Plattformen der Streitkräftebasis, vom Cyber- und Informationsraum, der Marine, Luftwaffe und der Sanität mit ein. Deswegen haben wir das Programm auch nicht als eins des Heeres, sondern der Landstreitkräfte gedacht.

Wenn ich mit der Industrie oder dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) spreche, vertrete ich also die Streitkräftebasis, Cyber- und Informationsraum, Marine, Luftwaffe und die Sanität mit und sammle deren Forderungen auch entsprechend vorher ein. Fangen wir mal mit dem Programm „Digitalisierung landbasierter Operationen“ an. Hier hatten wir einen Paradigmenwechsel. Früher hatten wir für das Programm ganz viel Zeit und ganz wenig Geld. Jetzt haben wir ganz viel Geld und ganz wenig Zeit.

Das bedeutet, es müssen von unserer Seite schnell die Anforderungen formuliert werden und die Industrie muss dann auch noch schnell produzieren. Trotz vieler Verzögerungen gelingt es uns jetzt mit einer abgespeckten Variante von D-LBO, D-LBO basic, etwa 10.000 Plattformen bis Ende 2027 auszustatten.

Das komplette Interview lesen Sie in HHK 2/2024.

Verwandte Themen: