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Aktuelles aus der WTD 71: „Unsere Arbeit endet nicht mit der Übergabe der Systeme an die Marine“

Die „Quest“ bei der Nachtvermessung im Erdmagnetfeldsimulator der WTD 71. (Foto  © Bw/Volland)
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Interview mit DirWTD Frank Menning, Dienststellenleiter der Wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71)

Herr Menning, welche aktuellen Aufgaben und Schwerpunkte hat die WTD 71?

Die Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, maritime Technologie und Forschung, auch WTD 71 genannt, ist eine zentrale Einrichtung, die maßgeblich für die Unterstützung der Bundeswehr und des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in allen maritimen Fragen verantwortlich ist.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Deutsche Marine und das BAAINBw bei allen Aspekten der maritimen Wehrtechnik zu unterstützen. Dies umfasst ein breites Spektrum von Tätigkeiten, angefangen bei der Grundlagenforschung bis hin zur Erprobung und regelmäßigen Vermessung von Wehrmaterial. Zunächst beraten wir umfassend über Studien- und Entwicklungsleistungen sowie Leistungsbeschreibungen in den Anfangsphasen eines Projektes.

Direktor der WTD 71 Frank Menning (Foto © Frank Menning)
Direktor der WTD 71 Frank Menning (Foto © Frank Menning)

Diese Beratung ist essenziell, um sicherzustellen, dass die geplanten Systeme den Anforderungen der Marine entsprechen. Während der Realisierung des Projektes sind wir für die Planung, Begleitung und Bewertung der vertraglich geforderten Nachweise und Erprobungen zuständig. Dies umfasst die enge Zusammenarbeit mit Auftragnehmern und dem BAAINBw, um die Integration und Leistungsfähigkeit der Systeme zu gewährleisten. Unsere Arbeit endet nicht mit der Übergabe der Systeme an die Marine. Auch in der Nutzung unterstützen wir diese bei Systemänderungen und bieten fachtechnische Beratung. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist der Schutz unserer Einheiten durch Signaturvermessungen. Diese Messungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass unsere Schiffe und Uboote gegenüber Bedrohungen wie Minen oder anderen Wirkmitteln optimal geschützt sind. Im Bereich der maritimen Forschung konzentrieren wir uns unter anderem auf die Signalausbreitung unter Wasser, tief- und hochfrequente Sonaranwendungen und maritime Sensorik. Zum einen, um Objekte wie Minen oder Schiffe und Boote besser aufspüren zu können, aber zum anderen auch, um eigene Einheiten schwerer detektierbar zu machen. Mittlerweile liegt ein wesentlicher Fokus auf unbemannten Systemen auf und unter Wasser sowie der Kommunikation mit diesen Systemen. Diese sind weltweit im militärischen Bereich im Zulauf oder schon in der Nutzung. Es ist wichtig, dass wir den Anschluss nicht verlieren und durch unsere Forschung auch zukünftig unsere Aufgaben auch mit den neuen Technologien erfüllen können. Sie bilden die Grundvoraussetzung, um ein weitreichendes und umfassendes Unterwasserlagebild aufbauen zu können. Schwerpunktmäßig gilt die Hauptlast der Arbeit den Projekten wie zum Beispiel den Ubooten der Klasse U212CD, der Ergänzungsbeschaffung von Korvetten der Klasse K130, der Ersatzbeschaffung für Flottendienstboote sowie den Fregatten der Klasse F126. Diese Projekte stellen große Herausforderungen dar, da sie eine Vielzahl von Komponenten und Systemen umfassen, die alle sorgfältig getestet und integriert werden müssen, und dies mehr oder weniger zeitlich parallel.

Welche wesentlichen Erprobungshilfsmittel stehen Ihnen für diese Aufgaben zur Verfügung, und welche Prüfungen haben für die WTD 71 aktuell die höchste Priorität?

Die WTD 71 ist mit einer Vielzahl von hochentwickelten Prüfständen und Messmitteln ausgestattet, die uns ermöglichen, die Funktionalität und Leistungsfähigkeit der maritimen Systeme umfassend zu testen. Dazu gehört unter anderem unsere Einzelteilvermessungsanlage, die für die präzise Messung und Optimierung der magnetischen Signatur einzelner Komponenten und Anlagen eingesetzt wird. Eine besondere Messstelle ist unser Erdmagnetfeldsimulator. Dieser weltweit einzigartige Simulator ermöglicht es uns, die magnetische Signatur von gesamten Booten so zu messen und einzustellen, dass sie möglichst unsichtbar für Wirkmittel wie zum Beispiel Minen wird. Diese Fähigkeit ist besonders wichtig für die hochgeschützten Einheiten wie Minenjagdboote oder Uboote, die aufgrund ihrer Einsätze einer entsprechenden Gefährdung ausgesetzt sind. Für die akustische Signatur haben wir hydroakustische Messstellen in der Ostsee, im Plöner See und vor Heggerness in Norwegen eingerichtet. Diese Messstellen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass unsere Schiffe und Uboote unter Wasser möglichst leise sind, um eine Erkennung durch feindliche Sonarsysteme möglichst zu vermeiden. Unser Schock- und Vibrationszentrum ist ein weiteres wichtiges Erprobungshilfsmittel. Es umfasst eine Reihe von Prüfständen, die es uns ermöglichen, die Widerstandsfähigkeit unserer Ausrüstung unter extremen Bedingungen zu testen.

Damit ist gewährleistet, dass alle Komponenten und Systeme auch bei rauer See und unter Belastung zuverlässig funktionieren und dass auch bei Waffenwirkung auf das Schiff die Besatzung und die Mission nicht gefährdet werden. Ein weiteres bedeutendes Instrument ist unser Elektronischer-Kampf-Simulator. Dieser Simulator ermöglicht uns die Durchführung komplexer Szenarien im Bereich der elektronischen Kampfführung, einschließlich Signal- und Funkaufklärung. Dadurch können wir sowohl die Anlagen an Bord testen als auch das Personal an Bord bei der Ausbildung für die Selbstverteidigung des Schiffes gegen bedrohliche Aktionen unterstützen.

Aktuell haben neben den Nachweisen für die Neubauprojekte aber vor allem die Teilnahme am Robotic Experimentation and Prototyping using Maritime Uncrewed Systems (REPMUS) und weitere aufwendige Versuchsreihen Priorität an der Dienststelle. Bei der internationalen Kampagne REPMUS der NATO werden im Verbund der teilnehmenden Länder unbemannte Fahrzeuge und die Kommunikation zwischen diesen auf ihre Einsatztauglichkeit hin getestet, um diese so weit zu ertüchtigen, dass die Streitkräfte der NATO-Partner zukünftig ihre Fähigkeiten mit solchen Systemen erweitern können. Dies ist zum Beispiel die großflächige Aufklärung unter Wasser zum Schutz von kritischer Infrastruktur. Die bereits angesprochenen Versuchsreihen sollen wertvolle Erkenntnisse über die Sicherheit der deutschen Fregatten vor Waffenwirkung erbringen. Damit sollen zukünftige Schiffsentwürfe optimiert werden, um die Besatzung noch besser schützen zu können.

Diese Ansprengung bindet viele Ressourcen der WTD 71 inklusive des Einsatzes unserer Rüstungsflotte, damit das ganze Vorhaben sicher durchgeführt werden kann, die Umwelt größtmöglich geschützt wird und die gewonnenen Daten und Erkenntnisse ausgewertet werden können.

Sie sprachen gerade die Rüstungsflotte der WTD 71 an. Wie sieht es hier aus, und was hat sich in den letzten Jahren geändert?

Die Rüstungsflotte der WTD 71 hat in den letzten Jahren eine umfassende Erneuerung erfahren. Ein Großteil der alten Schiffe und Boote, die teilweise das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht hatten, wurden durch moderne, leistungsfähigere Einheiten ersetzt. Diese Erneuerung ist entscheidend, um unsere Aufgaben weiterhin effektiv erfüllen zu können.

Hier lesen Sie das komplette Interview.

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