Interview mit Oberstleutnant Timo Kaufmann, Kommandeur Artillerielehrbataillon 345, als Kommandeur Multinationales Artilleriebataillon der NRF(L) 2022-2024 auf der Übung „Wettiner Heide“.
Sehr geehrter Herr Oberstleutnant Kaufmann, vor welchen besonderen Herausforderungen in der Führung dieses multinationalen Verbandes standen Sie und stehen Sie immer noch? Das Multinationale Artilleriebataillon der NRF(L) 2022-2024 ist ein Verband mit rund 1.200 Soldatinnen und Soldaten. Das entspricht ca. der Stärke eines Regimentes. Die Führungsfähigkeit ist daher schon eine Herausforderung für unseren Verband. Wir haben jedoch frühzeitig begonnen, alle Kräfte in Idar- Oberstein zusammenzuführen, um die entsprechenden Verfahren und Einsatzgrundsätze abzustimmen. Jede Nation bringt aus ihren Erfahrungen in Ausbildung, Übung und Einsatz unterschiedliche taktische Einsatzgrundsätze und Herangehensweisen mit. Im Dezember vergangenen Jahres war es Schwerpunkt einer ersten Übung auf Bataillonsebene, diese unterschiedlichen Verfahren abzustimmen, zu harmonisieren und gemeinsame Standing Operating Procedures zu entwickeln. Man hat deutlich gemerkt, dass es hier Handlungsbedarf gab. Die technische Führung des Verbandes erfolgt auf Basis unseres bewährten Führungs- und Waffeneinsatzsystems ADLER III (Artillerie-, Daten-, Lage- und Einsatz-Rechnerverbund), welches auch die Grundlage für die multinationale Zusammenarbeit darstellt. Wir nutzen die ebenfalls bewährte technische Schnittstelle ASCA (Artillery System Cooperation Activities), um im Datenfunk mit den Belgiern, den Niederländern und den Norwegern zu kommunizieren. Zu den lettischen Kameradinnen und Kameraden haben wir ein Verbindungselement mit ADLER III abgestellt, der hierüber die Führungsfähigkeit der Batterie gewährleistet.
Winklerhöhe/Truppenübungsplatz Munster-Süd: Am Rande eines Bataillonsschießens sprach Chefredakteur Burghard Lindhorst mit Oberstleutnant Timo Kaufmann. (Foto ©Fritsch)
Die große Herausforderung im Bereich der Führungsfähigkeit stellt jedoch weiterhin die grundsätzlich unterschiedliche Ausstattung mit Funkgeräten dar. Jede Nation hat eigene Geräte unterschiedlicher Generationen, teilweise kryptiert, teilweise nicht. Allein für die rein technische Anbindung aller Einheiten brauchten wir bei der ersten gemeinsamen Übung fast eine Woche. Auf der jetzigen Übung „Wettiner Heide 2022“ hat sich gezeigt, dass sich inzwischen alle gut kennen und die Verfahren abgestimmt sind. Jeder weiß, was er zu tun hat, um schnellstmöglich die Führungsfähigkeit des Verbandes herzustellen. Auch die technische Feuerleitung klappt sehr gut, wobei aber die Hardware aufgrund der Größe des Verbandes teilweise an ihr Limit gestoßen ist. Hier gilt es nun, schnell und unkompliziert die Hardware entsprechend zu modernisieren. Englisch als gemeinsame taktische Sprache ist bei der Multinationalität des Verbandes eine Selbstverständlichkeit.
Das ganze Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des HHK.