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Saab & Helsing: Worauf es beim Eurofighter EK ankommt

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Von Matthias Amthor und Stephanie Lingemann

Die Bundeswehr steht vor einer richtungsweisenden Auswahlentscheidung für die Nachfolgelösung des Tornado ECR. Damit bietet sich für die Luftwaffe gleich eine doppelte Chance: Sie kann mit moderns­ter Technologie für den Eurofighter sowohl kurzfri­stig eine Aufklärungsfähigkeit State of the Art im heutigen elektromagnetischen Spektrum erlangen als auch mittel- und langfristig über eine kontinu­ierlich aufwuchsfähige Lösung für die Herausforde­rungen von morgen verfügen. Ein solches Upgrade bieten die Firmen Saab und Helsing der Luftwaffe in ihrer Partnerschaft an.

Bis 2028 kann der Eurofighter EK für Missionen des Elektronischen Kampfes (EK) befähigt werden – Saab und Helsing haben gemeinsam ein marktverfügba­res Upgrade für den Eurofighter EK entwickelt und kombinieren dabei präzise Sensorelektronik mit einer hochmodernen Datenverarbeitungskette. Die Kombi­nation führender Hardware mit Software liefert die angestrebte Informationshoheit im elektromagneti­schen Spektrum (EMS). Die Lösung ist marktverfüg­bar, souverän sowie einfach integrierbar, sie ist aber auch zukunftssicher dank eines modularen KI-Soft­wareansatzes. Die beiden Firmen vereinen ihre kom­plementären Fähigkeiten in einer Partnerschaft, um  die Systemperformance kompromisslos zu steigern und die Aufwuchsfähigkeit auch mittel- bis langfristig abzusichern. Und genau darauf kommt es jetzt an, da die drängenden Herausforderungen im EK wie z.B. die fein-granulare Aufklärung und Lokalisierung agi­ler und neuartiger Emitter in Zukunft immer wieder neue Antworten erfordern werden.

Lückenlose Aufklärung im elektromagnetischen Spektrum von Tag 1 an

Luftkrieg findet im dreidimensionalen Raum statt – ebenso der Elektronische Kampf. Ein Lagebild, das dieser Dreidimensionalität Rechnung trägt, ist daher unabdingbar für erfolgreiches Aufklären und Wirken im EK. Saabs EK-Sensorsystem „Arexis“ erfüllt diese höchst anspruchsvolle Aufgabe u.a. mit breitbandigen Interferometern. Diese tragen zur ununterbrochenen, hochauflösenden Erfassung, Digitalisierung und Aus­wertung im EMS rund um das Flugzeug bei.

Auf Basis dieser Auslegung ist es außerdem möglich, unter Nutzung KI-basierter Softwaremodule auch schwer erfassbare Bedrohungen (sogenannte LPI-Emitter, Low Probability of Intercept) zu erkennen. Die hochgenaue dreidimensionale Vermessung er­laubt es, die Position des Gegners zu bestimmen und einen geeigneten Effektor einzusetzen. Insbesonde­re beim Jamming (EA) sind neben der Position des Emitters vor allem die erfasste Abstrahlcharakteristik von immenser Bedeutung für erfolgreiches Wirken. Das pulsgenaue Jamming ist zentral in einer Auseinandersetzung, die in wenigen Sekunden gewonnen oder verloren wird. Hierfür nutzt Arexis Galliumnitrid-basierte AESA-Antennen mit hoher Abstrahlleistung – die Fähigkeit, das EMS zu erfassen, bleibt während­dessen uneingeschränkt erhalten. Dies wiederum er­möglicht eine Effektanalyse und das Anpassen der ge­wählten Jamming-Technik. Arexis kann zudem auch weitere Effektoren steuern (z. B. einen externen Jam­mingpod) oder einweisen (z. B. AARGM).

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 Animation eines Eurofighter EK mit modernster Sensorik und KI-Software für den Elektronischen Kampf. (Foto  © Saab)

Arexis wurde in enger Abstimmung mit der schwedi­schen Luftwaffe entwickelt, um heutigen und zukünf­tigen Bedrohungen im EMS wirkungsvoll begegnen zu können. Der modulare Aufbau der Hard- und Soft­ware erlaubt es, das System flexibel und für eine Zu­lassung nachvollziehbar für weitere Plattformen wie z. B. den Eurofighter zu konfigurieren. Im Zuge der Anpassung an den Eurofighter wird Saab die System­expertise für Arexis an den Saab-Standort Nürnberg übertragen und das System von dort vollumfänglich betreuen.

Zum Erhalt nationaler Souveränität und für den wei­teren Fähigkeitszuwachs im EK im Betrieb des Euro­fighter EK wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Amtsseite und Luftwaffe maßgeblich sein. Amtsseite und Luftwaffe werden sich dafür mit Air­bus in Manching als Integrator, Saab in Nürnberg, Helsing in München und weiteren deutschen Unter­nehmen auf einen nationalen Systemhausverbund im süddeutschen Raum abstützen können, der alle rele­vanten Systeme für den Eurofighter EK abgestimmt abdeckt.

Souveräne, zukunftssichere KI-Fähigkeiten für den kognitiven EK

Entscheidend wird sein, dass die Lösung auch in den 2030er-Jahren noch hochmodern ist. Für eine auch mittel- und langfristig noch zukunftsfähige Lösung muss die Nachfolge des Tornado ECR deshalb allen heutigen und den noch kommenden Herausforde­rungen im Elektronischen Kampf gerecht werden – insbesondere auch der rapiden Verbreitung moder­ner, Software-basierter Emitter. Ebenso ist es notwen­dig, die eigene Wirkung auf ihren Erfolg hin bewer­ten zu können. Neben modernster Sensorelektronik und leistungsstarken Störsendern bedarf es daher heute echtzeitfähiger KI-basierter Softwarelösungen entlang der gesamten Datenverarbeitungskette. Saab und Helsing bieten hierfür einen integrierten KI-Soft­wareansatz an, welcher sowohl Bestandteile auf dem Luftfahrzeug wie auch in den bodengebundenen Da­tenverarbeitungssystemen umfasst. Neue wegweisen­de KI-Technologie zur Spektrumanalyse und Verhal­tenserkennung wird den Operateuren der Luftwaffe so bereits zur Einführung des Eurofighter EK im Jahr 2028 zur Verfügung stehen.

Das tiefgreifende Verständnis über das Frequenz­spektrum, das durch moderne Machine-Learning- Methoden erzeugt wird, verbessert auch zahlreiche nachgelagerte Systemaufgaben: z. B. in Form einer Steigerung der Effizienz und Effektivität des eige­nen Jammings. Dies ist bereits heute möglich, da Saabs Arexis zum einen eine offene Systemarchitek­tur und modernste Prozessoren bietet, zum anderen ist Helsing in der Lage, KI-Anwendungen für den EK ressourcenschonend on the edge auf der Eurofighter EK-Plattform zu betreiben. Die hierfür notwendige tiefgehende KI- und Software-Expertise konnte Hel­sing in dem neuen Feld des kognitiven Elektronischen Kampfs in den vergangenen Jahren durch eigenfi­nanzierte Forschung maturieren, in konkreten An­wendungen bereits unter Beweis stellen und für die Luftwaffe jetzt verfügbar machen.

Durch die schnelle Anpassungsfähigkeit von KI-Mo­dellen sowie das Schließen von Brüchen in heutigen Datenverarbeitungsketten wird die Leistungsfähig­keit des Eurofighter EK vom ersten Tag an signifikant sein und dann kontinuierlich verbessert. Die durch die Operateure getriebene Weiterentwicklung des Ge­samtsystems ist zukünftig damit in Zeiträumen von Softwarezyklen, also wenigen Wochen, statt Hard­ware- und Elektronikzyklen von Jahren, ausgelegt.

Gemeinsam wird der Eurofighter EK  ein voller Erfolg

Das gemeinsame Angebot von Saab und Helsing ver­bindet dank der modularen Systemarchitektur von Saabs Arexis beste EK-Elektronik und bahnbrechen­de, in Deutschland entwickelte KI-Technologie. Diese Kombination sichert Marktverfügbarkeit ab dem ers­ten Tag, nationale Souveränität und eine kontinuier­liche Fähigkeitssteigerung. Gemeinsam mit dem Plattformhersteller Airbus kön­nen der Luftwaffe so dringend benötigte modernste kognitive EK-Fähigkeiten bis 2028 zur Verfügung ge­stellt werden. Fortlaufende Fähigkeitssteigerungen werden durch Softwareupgrades auf Basis der Kun­dendaten möglich. So wird der Eurofighter EK in den kommenden Jahrzehnten Europas Speer­spitze im Elektronischen Kampf sein.

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 Matthias Amthor und Stephanie Lingemann (Foto  © Saab)

Matthias Amthor leitet die strategische Geschäftsentwicklung bei Saab Deutschland. Er diente 20 Jahre bei der Luftwaffe, zuletzt als Stabsoffizier für den Elektronischen Kampf, anschließend bei der NETMA im Eurofighter-Programm.
Kontakt: matthias.amthor@saabgroup.com  
www.saab.de

Stephanie Lingemann verantwortet den Programmbereich bei Hel­sing – einer führenden Softwarefirma für KI in der Verteidigung. Zuvor arbeitete sie bei McKinsey als Juniorpartnerin für Klienten aus der Luftfahrt-, Verteidigungs- und Halbleiterindustrie.
Kontakt: stephanie.lingemann@helsing.ai
helsing.ai 

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