Nutzung – Einsatz – Fähigkeiten
Unbemannte Systeme sind heute schon in der U.S. Navy und weiteren Marinen, u. a. in der israelischen, russischen, chinesischen und zunehmend auch in der türkischen Marine, im Einsatz und in rascher Weiterentwicklung. Dazu zählen konkret: Überwasserdrohnen (Unmanned Surface Vehicle, USV), Unterwasserdrohnen (Unmanned Underwater Vehicle, UUV) und fliegende Drohnen (Unmanned Aerial Vehicle, UAV).
Ihre Leistungssteigerung zu voll autonom operierenden Systemen in der Seekriegführung schreitet zügig voran. Führend in Nutzung und Einsatz sowie in der Weiterentwicklung von USVs, UUVs und UAVs sind aber die USA bzw. die U.S. Navy, die diese Systeme in vielfältigen Varianten zunehmend in ihre Flotte integriert hat. Daher befassen sich die weiteren Ausführungen vorrangig und beispielgebend mit den wesentlichen großen unbemannten Systemen in der Seekriegführung der U.S. Navy.
Unbemannte Systeme: Nutzung und Einsatz
Die U.S. Navy hat ihr erstes großes Flottenmanöver „Unmanned Integrated Battle Problem“ bereits 2021 mit USVs der Typen Sea Hawk und Sea Hunter und den UAVs der Typen MQ-9B Sea Guardian, MQ-4C Triton und MQ-8 Fire Scout im Zusammenwirken mit bemannten Schiffen durchgeführt. Dabei wurden die unbemannten Systeme u a. zur weiträumigen Aufklärung und zur Übermittlung von Zieldaten eingesetzt, damit die bemannten Flotteneinheiten die Ziele mit Flugkörpern bekämpfen konnten. Hintergrund des Manövers bildete das Einsatzkonzept „Unmanned Campaign Plan“ der U.S. Navy, das auf eine Seekriegführung mit vielfältigen unbemannten und bemannten Systemen zielt. Inzwischen ist der Einsatz insbesondere von USVs in der US-Flotte zur selbstverständlichen Routine geworden.
Bereits 2022 wurde ein USV-Geschwader, die USVDIV-1, mit vier Einheiten (Medium und Large USVs) in Dienst gestellt. Das Geschwader operierte 2023 mit Sea Hunter, Sea Hawk, Mariner und Ranger über 50 Tage überwiegend autonom im Pazifik und führte sogar Hafenbesuche durch. Sea Hunter und Sea Hawk sind Überwassersysteme, die speziell für die U-Jagd (ASW) konzipiert wurden. Sea Hunter, auch als ACTUV (Anti-Submarine Warfare Continuous Trail Unmanned Vessel) bezeichnet, ist ein 132 Meter langer Trimaran mit 140 Tonnen Verdrängung, Geschwindigkeit: 27 Knoten, Einsatzdauer: 60 bis 90 Tage. Die Ausrüstung besteht aus umfangreichen Sonarsystemen (aktiv/passiv). ACTUV soll leise diesel-elektrische Uboote in Flachwassergebieten aufspüren, verfolgen und diese dann an andere U-Jagd-Einheiten zur Bekämpfung melden. Ranger dient der US-Flotte als schwimmendes Waffenarsenal und besitzt hinter der Brücke ein großes Ladedeck, das mit Missions-Containern u. a. zur U-Jagd, Minenjagd, Überwasserkampf oder zur Elektronischen Kriegführung (EW) beladen werden kann. Zudem verfügt Ranger über vier Startsysteme für den Flugkörper SM-6 und hat erstmals in See diesen Flugkörper abgefeuert. Der vielseitig einsetzbare SM-6 mit einer Geschwindigkeit von Mach 3,5 kann Drohnen, Flugzeuge, Cruise-Missiles, ballistische Raketen und Überwasserziele bekämpfen.
Die U.S. Navy plant, ein zweites USV-Geschwader, d. h. eine Unmanned Surface Division USVDIV-2 für die Pazifikflotte aufzustellen. Der Befehlshaber der US-Pazifikflotte, Admiral Samuel Paparo, begründet USV-Einsätze u. a. damit, das Leben von Soldaten nicht unnötig zu riskieren, wenn es gilt, in höchst bedrohten Seeräumen zu operieren. Denn dort könnten USVs ihre Einsätze ohne Gefährdung von Menschenleben besser, schneller und billiger durchführen als bemannte Schiffe.
Die USV-Vielfalt zeigt sich auch beim Einsatz von Drohnen vom Typ Saildrone Explorer. Dazu hat die 5. US-Flotte in Bahrain mit der Task Force 59 eine Flotte von bis zu 100 Saildrones aufgestellt, die den Persischen Golf, die Straße von Hormus und den Golf von Oman kontinuierlich überwachen. Die Drohnen sind u. a. mit Kameras, Radarreflektoren, Identifizierungssystemen, Satellitenanbindung (SatCom) ausgerüstet und können über ein Jahr lang völlig autonom in den Einsatzgebieten operieren.